Monat: Juli 2008

1, 2, 3 im Sauseschritt läuft die Zeit, ich komm nicht mit

Ich habe es geschafft (Strike) ich habe es endlich vollbracht den letzten Teil unseres Country Ausrittes fertigzustellen. Ein weiterer großartiger Gig liegt mittlerweile schon wieder hinter uns und das kommende Wochenende verspricht auch wieder Großes in Peine. Ich komme langsam in Schreibstress. Ich muß mich kürzer fassen (Nobil you’re right)

Aber wie schon Konfuzius sagt . Wenn es fließtm, muß man es fließen lassen.

In diesem Sinne : Eine schöne Woche.

Country comes to town – Spiel mir das Lied vom Finale

Showtime. Wir machen uns auf in den staubigen OK-Coral der für die nächsten 60 Minuten unsere kleine Farm werden wird. Mal sehen ob die Gringos und Greenhorns schon bereit sind für unserer Art der Westernkultur. Mit dem zu erwartenden Shuffel stößt Ralf sogleich die Saloon-Tür auf und wir Reiten auf unserem Mustang „Sharona“ ein. Irritierte Gesichter ringsum – Waren die nicht sonst viel lauter ?!?, „Yeehaa“, waren wir, aber heute ist der General so was von ungeplugged, das die Kuh wiehert.

Kleinere sound-technische Mängel, die unseren windigen Soundcheck überlebt haben, werden vom eilig herbei gesprungenen Olli im Vorbeireiten gelöst. Es folgt ein Song vom Boxkampf im Wüstensand. Auch dort hat ein Kämpfer den „Will to survive“ und sieht im Kampf „The eye of the tiger“ nur eben staubiger. Und Staub bedeutet Durst und Durst bedeutet wie immer in Kirchberg: Kaum auf der Bühne schon umzingelt von Bieren, wie ein Siedler Treck von psycholdelisch bemalten Indianern.. Der Durst wird verdrängt und das ist gut für ein erneutes lautstarkes „Yeehaa“ und wo „Yehhaa“ ist, ist „Rebel Yell“ nicht fern.  Wir federn uns durch den Song. Rainer leistet gitarrentechnische Schwerstarbeit, da er Intro, Rhythmus und die Solo-Sprengsel gleichzeitig spielen muß – aber wozu hat er schließlich 6 Seiten, die können ihm ja helfen – die faulen Säcke.

Mit „Dancing in the moonlight“ geht es etwas ruhiger weiter, was perfekt zur sinkenden Sonne passt die am Horizont entschwindet. Doch keine Zeit für Romantik. Es wird Whiskey gereicht. Und zwar „in the jar“. Unsere heutige Version ist so ein Mittelding zwischen, Dubliners, Pogues und Ramones – oder kurz „Quasimodo Knöterich“ auf Speed. Sozusagen Heavy Schunkeln für Dummies.  Als Nächstes muß sich Ralf aus seinem Spar-Set den Beat von „Bloody Sunday“ trommeln, was ihm auch gelingt – erstaunlich. Die Version ist fast so wie immer – komisch !?! 

Wir spielen nun einen Song von einer Band die immer wieder sehr gern auf Country Festivals gehört wird: AC/DC. Wir legen Hand an „Whole lotta Rosie“ – endlich ein Lied bei dem ich meine Stimme entspannen kann. Flugs weiter, denn das Publikum hat sich ordentlich eingegrooved. Wie weiß ein erfahrener Western-Held : . Wenn das Feuer noch brennt, nicht draufpinkeln, sonder schüren was das Zeug hält. Das tun wir dann auch mit einer lustigen Version des uralten Liedes von Häuptling „Cheap Trick“  „I want you to want me“.

Zu Ehren der holländischen Gäste folgt nun das erste holländische Liedgut, das wir in den Satteltaschen mitführen : „Radar Love  oder  in der Postkutsche von Amsterdam an den Marterpfahl“. Egal ob elektrifiziert oder nicht – Der Solopart bleibt immer bis zuletzt Rainers Geheimnis. Als Abschluß kredenzen wir zum Ende des staubigen Ritts ein bisschen „Rocking all over the world“ auf besonderen Wunsch unseres Bassisten mit Polka Teil („Aber nicht sooo lang“ O-Ton Ralf) und Schluß und Zugaberufen und Zugabe. Als ob wir es geahnt hätten. Wir hatten ja noch was vorbereitet. Ich verlasse die Szenerie. Das wollte ich mir dann doch lieber aus gebührender Entfernung ansehen. Open Stage mit der Holland Hymne : „Maidje met rote Haare“ oder so ähnlich. Kaum Angestimmt ergoss sich eine Menschenflut auf mein wehrloses Mikro und dann gab es kein Halten mehr. Armeen von Oranjes sangen im Einklang mit Natur und Band  diese eine Lied immer und immer wieder. Glückseelig strahlende Augen beseelt von Rührung, Enthusiasmus und Warsteiner blickten von der Bühne ins Rund. Nach gefühlten 28 Stunden war dann auch irgendwann das letzte Stimmband erschlafft und alle waren sich einig : Ein schöner Abend . Nächstes Jahr in Holland – Wir werden sehen

Country comes to town 4 – Es wird Ernst

Nachdem ich mich noch einmal auf die Ponderosa zurückgezogen hatte, haben die Gitarreros doch lieber einen Kick im kleinen Schwarzen bevorzugt. Als ich später gegen Abend eintraf, konnte ich nur noch die Reste des mittäglichen fußballerischen Gemetzels Kirchberg gegen den Rest der Welt begutachten. Ich selbst bevorzuge Sportarten, bei denen mindestens ein Seil oder Netz zwischen den gegnerischen Parteien gespannt ist. Der Anblick der sich mir bot bestärkte die mir eigene Einstellung aufs Deutlichste. Überall schleppten sich die Überlebenden, schwerfällig vom Gelände in die rettenden Duschräume. Ich kann mich irren, aber ich bin der Meinung, das ich aus einem Augenwinkel einen kleinen Hund erspäht habe, der eine abgerissene Wade in der Schnauze hatte und diese Beute im Laufschritt in Sicherheit brachte. Deutschland-Holland  5001 : 2 oder so ähnlich war das Resultat. Die zwischendurch als Doping gereichten Bierchen trugen nicht unbedingt zur Deutlichkeit der Aussprache bei. Egal, denn jetzt war ja Fröhlichsein mit den Generälen geplant – und dann wird natürlich alles andere zur Nebensache. Als ob er seine Ruhmestaten des vergangenen Spieles noch einmal authentisch Revue passieren lassen wolle, blieb Gösta noch ein Weilchen, bzw ein paar Bierchen lang, in seiner fußballerischen Gewandung. Was den Vorteil hatte, das die Fliegen und Mücken, magisch angezogen von dieser animalischen Ausdunstung, die übrigen Anwesenden unbehelligt ließen. Schließlich entschied er dann doch es sei Zeit für eine Dusche und so hängte er sein ausgelatschten Fußballtreter an den Nagel, bzw. besser gesagt an unser Auftrittszelt und zwar so, dass die Gurken etwa auf Höhe meines Mikros baumelten. Kein Mensch wusste was die Aktion zu bedeuten hatte, aber so ist er halt uns Bass-adeur.

Das Himmel hatte sich mittlerweile wieder aufgehellt und man konnte von lekker Wetter  sprechen. Apropos lekker – sollten nicht ein paar Holländer anwesend sein ? Keiner weit und breit. Ein Blick um die Ecke machte die Sache deutlicher- Klar, der Holländer in seinem natürlichen Lebensraum einem Wohnwagen. Was mir bisher entgangen war:  eine Wagenburg aus etlichen Zweispännern umringte den Platz. Die gelben Nummernschilder glänzten in der Abendsonne und der Duft von Kurzgebratenem und Bierschaumkronen machte sich breit und lockte schon bald die Masse aus Einheimischen und Zugereisten an den Ort der Begegnung. Sogar unser ein bekannter Fahrensmann, der zwischenzeitlich aufgrund sportlicher Aktivitäten aus dem Rennen um die goldene Akustik-Klampfe ist, kam aus dem Off angeschlappt. Lois’l gesellte sich zu uns. Er hatte seine aktuelle Sterbestätte spontan verlassen um uns, in wehende Leichentücher gewandet, bei dem Folgenden Beistand zu gewähren. Er hatte extra die allabendliche letzte Salbung ausfallen zu lassen und beschloss uneigennützig das flüssige Abendmahl diesmal mit uns zu zelebrieren. Um uns nicht neidisch zu machen hatte er seine zwei 17 und 21jährigen Krankenschwestern außerhalb unserer Sichtweite gelassen. Vielleicht gut so. Ich weiß nicht wie angesäuselte deutsche und holländische Kicker auf die weißen High-heels und die unter den kurzen Krankenschwesteruniformen hervorblitzenden Latex-Strapse reagiert hätten. Egal, wir wussten jedenfalls seine Anwesenheit zu schätzen.  Langsam näherte sich dann auch die Stunde der ungepluggten Wahrheit.